Obwohl die Meteorologen für den 5. Oktober schweres Unwetter voraussagten, haben wir nicht mit wirklich schweren Schäden gerechnet. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ein Unwetter nicht das vorhergesagte Ausmaß erreicht. Nicht so bei Xavier, er forderte uns heraus und brachte uns an unsere Leistungsgrenzen.
Um 16.25 Uhr gingen das erste Mal die Meldeempfänger für die Kameraden des Löschzuges Vogelsdorf. In der Friedrich-Ebert-Str. ist ein Baum auf einen PKW gefallen, kurz danach ging es für die Kameraden aus Fredersdorf-Nord in die Gutenbergstraße. Von da an war klar, das könnte schlimmer werden. Schnell wurde der in Vogelsdorf stationierte Einsatzleitwagen besetzt, um von dort aus die vielen eingehenden Einsätze zu koordinieren. Dazu war nicht einmal die Leitstelle in Frankfurt/Oder nötig. Auf dem Weg zu den Einsatzstellen begegneten den Kameraden unzählige umgefallene Bäume und heruntergefallene Äste. Bürger sprachen die Einsatzkräfte an, um von Schäden zu berichten. Circa 20 Minuten nach Einsatzbeginn war die Leitstelle in Frankfurt/Oder telefonisch nicht mehr erreichbar und auch die Alarmierungen der Feuerwehren mussten über einen extra im Landkreis eingerichteten Stab erfolgen. Dazu wurden die im Märkisch Oderland befindlichen Einsatzleitwagen zur Unterstützung herangezogen. Dem in Vogelsdorf stationierten Fahrzeug wurde die Koordinierung aller Einsätze im Altkreis Strausberg übertragen. Das war eine große Herausforderung, zusätzlich zum überdurchschnittlichen Einsatzgeschehen im eigenen Gemeindegebiet.
Eine weitere Herausforderung für die Einsatzkräfte war es, Prioritäten zu setzten. Nicht jeder Einsatz konnte sofort erledigt werden. Aus Gründen der Sicherheit oder auch der Gefährdung. Es war nicht immer leicht, den Bürgern verständlich zu machen, dass wir nur handeln konnten, wenn wirklich Gefahr in Verzug war. Die in Fredersdorf-Süd stationierte Drehleiter befand sich im Dauereinsatz. Nicht nur in unserer Gemeinde, auch überörtlich wurde Hilfe geleistet.
Bis in die Morgenstunden des 6. Oktober hatten wir fast 60 Einsätze zu verzeichnen. Schwerpunkte waren vor allem in der Paul-Lincke-Straße und in der Gutenbergstraße. Hier sind mehrere Bäume auf die Straßen gefallen. Auch die Bahn ist nicht verschont geblieben. Drei Einsatzstellen auf der Schiene wurden von den Kameraden aus Fredersdorf-Nord abgearbeitet.
Gegen 4 Uhr wurden die Arbeiten unterbrochen, nach fast 12 Stunden Dauereinsatz brauchten die Kameraden unbedingt eine Erholungsphase. Um 9 Uhr sollte es weitergehen, so viel Schlaf war uns jedoch nicht vergönnt, gegen 8 Uhr gingen wieder die Sirenen. Zeitgleich trafen sich Vertreter der Gemeinde, der Feuerwehr und der Baumpflegefirma Kania, um das weitere Vorgehen zu koordinieren. Ein großer Teil der noch offenen Einsatzstellen konnte so an die, von der Gemeinde beauftragte, Fachfirma abgegeben werden. Trotzdem gingen für uns die Arbeiten weiter. Bis circa 19 Uhr kämpften wir mit unseren Kettensägen gegen die Unwetterschäden an. Auch am Samstag und Sonntag wurden wir noch zu einzelnen Einsätzen alarmiert.
Insgesamt wurden wir zu rund 90 Einsätzen gerufen. Das ist eine außergewöhnlich hohe Anzahl, bei der wir aber auch auf Unterstützung anderer zählen konnten. So möchten wir uns bei der Firma Kania für die schnelle Bereitstellung eines Hubsteigers bedanken, bei der Firma Matheus Gerüstbau für die Zurverfügungstellung von Rüstbohlen, beim Hotel Flora für die Übernachtungsmöglichkeit zweier betroffener Bürger und bei der Fleischerei Ottlik für die schnelle Verpflegung unserer Einsatzkräfte.
Es wird noch eine Weile dauern, bis alle Spuren vom Sturmtief beseitigt sind. Uns wird Xavier sicherlich noch lang im Gedächtnis bleiben.